Das Thema Pflegekräftemangel ist in den Medien nach wie vor ein Dauerbrenner. Warum, weshalb, wieso können diese klaffenden Lücken in der Personaldecke in den Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht mehr gefüllt werden? Warum kann eine gute und sichere Patientenversorgung bald nicht mehr gewährleistet werdfen?
Viele Pflegekräfte reduzieren ihre Stunden oder kündigen ihren Beruf gan um in einen anderen Beruf zu wechseln. Sie möchten ihn, wenn überhaupt, nur noch in Teilzeit ausüben oder am besten gar nicht mehr.
Liegt es an der zu hohen Verantwortung? Oder an der Unterbezahlung? Darüber wird fast täglich diskutiert.
Dass der Pflegeberuf unbeliebt ist, hat aber auch noch andere, nicht unerhebliche Gründe.
Einer davon ist zum Beispiel die horizontale Feindseligkeit (beschrieben in Bartholomew 2009) und ein andrer die mangelnde Anerkennung.
Berufsgruppen, die selbst kaum Autonomie erleben und sich in der Hierarchie relativ weit unten befinden, machen sich oft untereinander selbst das Leben schwer oder brennen aus.
Fühlen sich die Mitglieder eines Teams machtlos, gehen sie gern aufeinander los. Dies zeigt sich durch Aggressivität, lästern oder eben ständiges jammern und sich beschweren. Wer keine Rückendeckung von oben hat, nur das ausführende Organ ist und dafür nicht einmal eine gesunde Wertschätzung erhält, baut auf Dauer Frust auf und muss diesen irgendwo ablassen. Oder aber er richtet sich gegen das System. Dieses Verhalten ist eine logische Konsequenz auf die innere Unzufriedenheit.
Existieren beispielsweise zwei verschiedene Berufsgruppen mit unterschiedlicher Machtverteilung, kommt es zum Phänomen der Unterdrückung. Dieses Machtgefälle findet man in Krankenhäusern zwischen Ärzten und Pflegekräften. Obwohl es sich um zwei eigenständige Berufsgruppen handelt, fühlen sich Ärzte den Pflegenden meist überlegen, da sie die medizinischen Anordnungen treffen. In vielen Krankenhäusern befinden sie sich damit automatisch in der Machtposition. Die untergeordnete Gruppe, in diesem Fall die Pflegekräfte, fühlt sich damit oft minderwertig, weil sie gezwungen ist, ihre eigenen Werte aufzugeben.
Interne Konflikte nehmen zu.
Namhafte Pflegetheoretiker sind der Meinung, dass es sich bei Pflegenden um eine unterdrückte Berufsgruppe handelt (die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts und die Dominanz der Medizin)
Nach Roberts weist die Pflege viele Merkmale einer unterdrückten Gruppierung auf: geringes Selbstwertgefühl bis hin zur Selbstverachtung sowie das Gefühl der Machtlosigkeit“ (Bartholomew, 2009, S. 38).
Von jeher wird der Pflegeberuf als Berufung dargestellt und stellt damit unrealistische Erwartungen an Krankenschwestern.
Sie sollten stets fürsorglich sein, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, sich nicht beklagen und ihre geringfügige Entlohnung hinnehmen.
Macht und Fürsorglichkeit werden als krasse Gegensätze definiert.
Pia M. ist seit 6 Monaten mit der Ausbildung zur Gesundheits-und Krankenpflegerin fertig. Der Spaß an ihrem Beruf ist ihr seitdem Tag für Tag mehr vergangen. Sie bekommt regelmäßig Schweißausbrüche und Bauchweh wenn der zuständige Stationsarzt der chirurgischen Abteilung die Station betritt. Er benimmt sich fast täglich wie die Axt im Wald. Man kann ihm einfach nichts recht machen. Er schaut in die Patientenakte und sucht gezielt nach der zuständigen Pflegekraft, die er dann Stück für Stück fertig macht. Er findet garantiert irgendetwas, mit dem er nicht zufrieden ist. Vermeintliche Fehler werden dann mit einem cholerischen Ausbruch vor versammelter Mannschaft gerügt.
Hier kommt die ungleiche Machtverteilung extrem zum Tragen.
Aber auch in vielen anderen Fällen zeigt sich die untergeordnete Rolle der Pflegekräfte und deren Reaktion darauf. Fürsorgliche Pflege ist in vielen Krankenhäusern immer noch von geringer Bedeutung.
Auf einer bestimmten Ebene existiert oft immer noch die Überzeugung, dass Pflege unsichtbar bleiben muss. Die Arbeit der Pflege fließt ganzheitlich mit in die Genesung des Patienten ein, wobei der Erfolg der Genesung meist dem medizinischen Teil der Behandlung zugesprochen wird.
Menschen, deren Arbeit als selbstverständlich gesehen und nicht anerkannt wird, verlieren den Spaß am arbeiten und suchen Auswege.
Damit kann das Selbstwertgefühl einer Berufsgruppe auf Dauer verloren gehen.
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